Sozialdemokratische Partei Deutschlands Der Parteivorstand Referat Familien- und Gesellschaftspolitik Forum Familie
Berlin, 4.4.2005
Sehr geehrte Frau Eberhard, sehr geehrter Herr Eberhard,
vielen Dank für Ihr Schreiben an den SPD-Parteivorstand, in dem Sie sich vor dem Hintergrund schlimmster Kindesvernachlässigungen („Fall Jessica“ in Hamburg) für verpflichtende Untersuchungen von Vorschulkindern aussprechen.
Ihren Unmut verstehe ich gut. Eine ablehnende Position der SPD zu derartigen Pflichtuntersuchungen gibt es jedoch - anders als von Ihnen angenommen – nicht. Vorschule, Schule und alle damit zusammenhängenden Untersuchungen sind Ländersache und werden in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich gehandhabt. So gibt es beispielsweise in Rheinland-Pfalz mit einer SPD-geführten Landesregierung sehr wohl eine im Schulgesetz verankerte, verpflichtende schulärztliche Untersuchung für alle Kinder, die zur Einschulung angemeldet sind - sowie entsprechende Kontrollmechanismen für den Fall, dass ein Kind angemeldet werden müsste, aber nicht wird.
Warum offenbar, wie Sie sagen, andere Bundesländer eine solche verpflichtende Untersuchung mit Hinweis auf das Elternrecht ablehnen, ist für mich von hier aus juristisch nicht nachzuvollziehen. Ich bitte Sie daher, sich direkt an das jeweilige Kultusministerium bzw. die Senatsverwaltung für Bildung zu wenden und dort - z.B. auch mit Verweis auf die Pflicht-Regelungen anderer Länder - eine Begründung für das gewählte Verfahren zu erfragen.
Mit freundlichen Grüßen gez. Dr. Kerstin Freudiger
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