FORUM: Internetzeitschrift des Landesverbandes für Kinder
in Adoptiv und Pflegefamilien S-H e.V. (KiAP) und der Arbeitsge-
meinschaft für Sozialberatung und Psychotherapie (AGSP)


 

Diskussion / Jahrgang 2007

 

Stellungnahme zur Besteuerung des Pflegegeldes

von Michaela Huber

 

Mit Bestürzung haben wir Traumatherapeuten vernommen, dass das Erziehungsgeld ab 1.1.2008 besteuert werden soll. Es ist zu befürchten, dass damit Pflegeeltern, die häufig fachlich versiert und so gut wie immer menschlich "rund um die Uhr" engagiert gesellschaftlich wichtige Heilerziehungs-Arbeit mit traumatisierten Kindern leisten, in finanzielle Not geraten werden.

Explizit wird behördlicherseits behauptet, diese Tätigkeit diene ja vorrangig der Erzielung von finanziellem Gewinn - eine Behauptung, die nur aufstellen kann, wer keine Ahnung hat von der mitmenschlichen, unersetzlichen Qualität sicherer Bindungsarbeit mit so schwer beeinträchtigten Kindern, von der fachlichen enormen Herausforderung und dem buchstäblich unbezahlbaren Engagement, diesen Kinder ein Aufwachsen in einer Familien-Struktur zu ermöglichen.

Seit den 70er Jahren kenne und begleite ich die Arbeit von solchen "Kinderkleinstheimen", in denen Menschen mit und ohne eigene Kinder Pflegekinder aufnehmen und in einer Familienstruktur erziehen, und wenn diese Arbeit gelingen soll, dann braucht es menschliche Unterstützung und Anerkennung, gesellschaftliche Wertschätzung und finanzielle Unterstützung ebenso wie fachliche Fortbildung und Supervision. Viele Pflegeeltern, die mehrere traumatisierte Kinder aufnehmen, sind hervorragend menschlich und fachlich gebildete Pädagogen, und arbeiten praktisch rund um die Uhr. Wer, wie es im Behördendeutsch so entwertend heißt, vorwiegend an "der Erzielung von finanziellem Gewinn" interessiert ist, wird sich Arbeit suchen, die weniger nervenzehrend, weniger sozial kontrolliert ist und wird den "Gegenstand der Arbeit" - ein Kind in Not - nicht so nah in sein Privatleben und in sein Herz lassen.

Es kann nur eine Devise geben: Hände weg von der Besteuerung des Erziehungsgeldes. Denn sonst ist - siehe die Stellungnahmen der Pflegeeltern selbst, die sich auf der Homepage des AktivVerbundes geäußert haben - zu befürchten, dass sich immer weniger Menschen bereit finden werden, sich um diese Kinder zu kümmern. Es kann doch nicht wahr sein, dass wir einerseits immer mehr immer schwerer traumatisierte Kinder in die Vermittlung bekommen - diese dann aber in Heimen landen, die in der Regel sehr viel teurer sind und oft nicht den Standard der individuellen Bindungs- und Beziehungsarbeit bieten können, wie sie traumatisierte Kinder benötigen.

Michaela Huber
1. Vorsitzende des
ISSD e.V.
Sprecherin (Speaker) der deutschen ISSD-Mitglieder in der deutschsprachigen
ISSD

 

 

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