FORUM: Internetzeitschrift des Landesverbandes für Kinder
in Adoptiv und Pflegefamilien S-H e.V. (KiAP) und der Arbeitsge-
meinschaft für Sozialberatung und Psychotherapie (AGSP)


 

Diskussion / Jahrgang 2003

 

Betrifft Babyklappen:
Bericht über eine Auseinandersetzung zwischen PFAD Landesverband der Pflege- und Adoptivfamilien in Schleswig-Holstein e.V. und SterniPark e.V. mit der Bitte um Diskussionsbeiträge

 

Die Babyklappen lösen immer wieder kontroverse Diskussionen aus. Die Fronten zwischen Befürwortern und Gegnern sind ziemlich verhärtet. Sowohl Gegner als auch Befürworter machen für sich geltend, das Wohl der Kinder im Blick zu haben. Die Babyklappenbetreiber argumentieren, Kinder vor dem Tod durch Aussetzen zu bewahren bzw. Schwangeren in Not zu helfen. Gegner machen geltend, dass einige Babyklappenbetreiber gesetzliche Regelungen ignorieren, u. a. die polizeiliche Meldefrist von 7 Tagen nicht einhalten oder etwa Pflegefamilienunterbringungen über die 8-Wochen-Frist ohne jugendamtliche Erlaubnis betreiben und damit die Rechtsposition des Kindes verletzen, sogar aus ökonomischen Motiven.

Nun gibt es bereits in vielen Städten Babyklappen und erste Erfahrungen mit den Folgen. Einen kritischen Diskussionsbeitrag über die Folgen der Babyklappe möchte der Verein SterniPark e.V. aus Hamburg mit gleich mehreren Aufforderungen zu Unterlassungserklärungen (an Birgit Nabert, PFAD Landesvorsitzende, den PFAD Landesverband der Pflege- und Adoptivfamilien in Schleswig-Holstein e.V., den Schulz-Kirchner-Verlag sowie den Verein Restposten-Pflegefamilie) und Drohungen mit Vertragsstrafen unterbinden.

Wir veröffentlichen hier zwei der geforderten Unterlassungserklärungen und möchten zur Diskussion darüber einladen.

Am 10.9.2003 erhielt die Vorsitzende des Landesverbandes der Pflege- und Adoptivfamilien in Schleswig-Holstein e.V. von Heidi Kaiser, eine dem PFAD persönlich bekannte Mitarbeiterin des Vereins SterniPark e.V., die Aufforderung, folgende Unterlassungserklärung sei unterschrieben bis zum 12.9.2003 an Rechtsanwalt Tim Burkert, Hamburg, zurückzusenden:

„Hiermit verpflichtet sich Birgit Nabert, Vorsitzende des PFAD Landesverband der Pflege- und Adoptivfamilien in Schleswig-Holstein e.V., Feldstraße 3, 24353 Rieseby, gegenüber Frau Heidi Kaiser, c/o SterniPark e.V, Amandastraße 60, 20357 Hamburg, es zu unterlassen, nachfolgende Behauptungen zu veröffentlichen:

Frau Heidi Kaiser nimmt als Vormund von Kindern ausschließlich die Wünsche und Vorstellungen von anonymen Müttern wahr, richtet sich nicht nach dem Wohl des Kindes und fällt Lebensentscheidungen für Ihre Mündel, die dem Kindeswohl nicht entsprechen.

Birgit Nabert verpflichtet sich weiterhin gegenüber Frau Heidi Kaiser, für den Fall des Verstoßes gegen diese Erklärung - unter Ausschluss des Fortsetzungszusammenhanges - eine Vertragsstrafe in Höhe von Euro 10.000,-- zu zahlen.“

Am 18.9.2003 erhielt der PFAD Landesverband der Pflege- und Adoptivfamilien in Schleswig-Holstein e.V. von SterniPark e.V. die Aufforderung, folgende Unterlassungserklärung sei unterschrieben bis zum 22.9.2003 an die Rechtsanwälte Kötschau und Hofer, Flensburg, zurückzusenden, weil angeblich falsche Tatsachen verbreitet würden, die geeignet seien, SterniPark e.V. verächtlich zu machen oder in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen:

“Hiermit verpflichtet sich der unterzeichnende PFAD Landesverband der Pflege- und Adoptivfamilien in Schleswig-Holstein e.V., Feldstr. 3, 24353 Rieseby, gegenüber dem SterniPark e. V., Amandastr. 60, 20357 Hamburg, es zu unterlassen, nachfolgende Behauptungen zu verbreiten:

1. In Schleswig-Holstein werden Babys aus der Babyklappe in Hamburg mit privaten Pkws in ein Krankenhaus nach Flensburg gefahren.

2. Pflegefamilien melden sich über Mundpropaganda oder werden "beim Bier" angesprochen

3. Bei Verlängerung der Pflege über 8 Wochen hinaus wird vom SterniPark e.V. eine Pflegebescheinigung beim zuständigen Jugendamt nicht angefordert.

4. Beim Eintreffen der Schwangeren in der Einrichtung muß die Betreffende ihren Namen aus dem Mutterpaß streichen.

5. In Not befindliche Frauen wenden sich an den Verein, ohne die vorrangige Absicht, ihr Problem anonym lösen zu müssen. Die Beratung des Vereins erfolgt ausschließlich unter dem Vorwand der Anonymität, da dies bisher eine Marktlücke ist, mit der öffentliche Gelder und Spenden gut begründet fließen können.

6. Vom SterniPark e.V. ausgewählte ehrenamtliche Pflegefamilien sind auf die Aufnahme eines Säuglings, die Umstände seiner Abgabe und die emotionale Belastung mit dem Wissen, dieses Kind wieder abgeben zu müssen, in keiner Weise vorbereitet.

7. Der SterniPark e.V. untersagt den Kontakt zum Jugendamt.

8. Der SterniPark e.V. gibt den ehrenamtlichen Pflegefamilien innerhalb der Acht-Wochen-Frist keine Betreuung.

9. Die medizinische Versorgung des Kindes ist nicht gesichert.

10. Bei einer spontanen Übergabe des Säuglings aus der Pflegefamilie kommt es zu emotionalen Tragödien für  die nicht geschulte Pflegefamilie.

11. Das zuständige Landesministerium verweigert eine Zusammenarbeit mit dem SterniPark e.V. Dieser hat nun Schwierigkeiten, für die Kinder in seiner Obhut Adoptivfamilien zu finden. Somit kann sich der Aufenthalt eines Kindes in einer ehrenamtlichen Pflegestelle deutlich verlängern. Ein Kind ist bekannt, das mit 5 Monaten noch nicht aus der ehrenamtlichen Pflegestelle in eine adäquate Familie vermittelt werden konnte, obwohl die Familie immer wieder mit Nachdruck eine Herausgabe gefordert hat. Die Folgen für die kindliche Entwicklung liegen auf der Hand.

12. Wenn in Schleswig-Holstein keine Möglichkeit der Vermittlung eines Kindes durch den freien Träger gefunden wird, wird dieses Kind woanders hingefahren. Es ist dann verschwunden, da es nirgendwo gemeldet ist. Für uns ist das moderner Kinderhandel, unter der Ohnmacht oder der Untätigkeit der Behörden.

13. Ein Träger, der bundesweit in dieser Weise agiert, reicht aus, um eine "Marktlücke" mit menschlichen Tragödien zu füllen.

14. Den abgebenden Müttern werden falsche Tatsachen über "anonyme Geburt" und deren Folgen vorgespielt.

15. Dem modernen Kinderhandel ist somit die Tür geöffnet.

Der PFAD Landesverband der Pflege- und Adoptivfamilien in Schleswig-Holstein e.V. verpflichtet sich gegenüber dem SterniPark e.V., für den Fall des Verstoßes gegen diese Erklärung - unter Ausschluß des Fortsetzungszusammenhanges - eine Vertragsstrafe von jeweils 10.000,00 EUR zu zahlen.“

Zur Sache ist folgendes zu berichten:
 
Am 22.5.2003 ging ein Schreiben des PFAD Landesverbandes der Pflege- und Adoptiveltern in  Schleswig- Holstein e.V. an den PFAD Bundesverband, die PFAD-Zeitung, die Landesverbände und Terre des hommes Deutschland e.V.. Darin wurde auf die Risiken von Babyklappen und anonymer Geburt hingewiesen. Der Artikel wurde im Schulz-Kirchner-Verlag (PFAD Heft 3/2003, S. 94, s.a.
www.schulz-kirchner.de) veröffentlicht und im Internet als fachlicher Diskussionsbeitrag verbreitet (http://www.pfad-sh.de/Aktuelles/hauptteil_aktuelles.html#Baby-Klappe).

Frau Nabert macht geltend, alle in dem zitierten Artikel getroffenen Aussagen seien sorgfältig recherchiert und könnten belegt werden. PFAD vertritt die Meinung, dass die Presse zur öffentlichen Diskussion problematischer Vorgänge beizutragen habe und auf die Ausführungen Sachkundiger vertrauen dürfe. Gemäß EMGR und Rechtsprechung habe die Presse die Funktion eines „Wachhundes“ und dürfe im Einzelfall auch solche Informationen veröffentlichen, die beunruhigen, schockieren oder jemanden verletzen.
Christoph Malter, Ursula Wiese
(PFAD Landesvorstand, Feldstr. 3, 24353 Rieseby,
info@pfad-sh.de)

Was meinen Sie dazu?

Senden Sie ihren Diskussionsbeitrag bitte mit voller Namensnennung an den Herausgeber des FORUM, Prof. Dr. Kurt Eberhard: eberhard@agsp.de
 

s.a. Bund Deutscher Hebammen zu Babyklappen und anonymer Geburt
s.a.
Leserbrief zu Babyklappen (Monika Umholtz)
s.a.
Leserbrief zu Babyklappen (Peggy)
s.a
Recht des Kindes auf Identität schützen (terre des hommes Deutschland e.V., Pressereferat)
s.a.
PFAD Landesverband der Pflege- und Adoptivfamilien in Schleswig-Holstein e.V. schließt Vergleich mit Sterni-Park e.V.

 

 

 

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