FORUM: Internetzeitschrift des Landesverbandes für Kinder
in Adoptiv und Pflegefamilien S-H e.V. (KiAP) und der Arbeitsge-
meinschaft für Sozialberatung und Psychotherapie (AGSP)


 

Erfahrungsbericht / Jahrgang 2009

 

Bericht über ein rumänisches Adoptivkind
und das Versagen der Schulpädagogik
aufgrund mangelnder Kooperation und Unkenntnis
über die Folgen traumatischer Schädigungen

von Susan Brandstädter

 

Im Jahre 1999 adoptierten mein Mann und ich Zwillinge aus Rumänien. Sie waren damals knapp zwei Jahre alt. Einer der Jungs, Marian, hatte angeblich eine Meningitis, als er erst ein paar Wochen alt war. Die Kinder wurden daraufhin getrennt, und während
Mircea, sein Bruder, im Kinderheim blieb, wurde Marian in ein "Heim für Hoffnungslose" verlegt. Hier wurde er Tag und Nacht an der linken Hand und am linken Fuß an der Wand
fixiert. Er wurde nicht aus dem Bett genommen und man schlug ihn, wenn er
weinte.

Als wir ihn zum ersten Mal sahen, sagte man uns: "Wenn er weint, schlagen Sie ihn. Dann hört er auf." Während Mircea im Kinderheim mit anderen Kindern zusammen war, wurde Marian isoliert. Er war alleine in diesem Raum, und sah nur dann einen anderen Menschen, wenn er gefüttert oder gewindelt wurde. Zu essen bekam er auf dem Rücken liegend, Flüssigkeit verabreichte man ihm mit einem Teelöffel, ebenfalls im Liegen. Seine Lungen sind schwer vernarbt durch die vielen Aspirationen, die er erlitten hat. Bis zu seinem zweiten Geburtstag hatte er bereits 12 Pneumonien (Lungenentzündung).

Als wir ihn aus diesem Haus abholten, lag er in einem rostigen Kinderbettchen. Es war Januar und sehr kalt, und Marian lag nackt auf einer bloßen Matratze, auf der Schimmel stand und aus der unten Pipi heraustropfte. Man sagte uns, Marian hätte den Teufel in den Genen, und dass wir ihn schlagen sollten, um ihn ruhig zu halten. Wir konnten nicht glauben, was wir da hörten. An diesem Tag dachte ich, ich würde auch schreien, wenn
ich hier sein müsste! Marian ist ein "Überlebender". Ein Begriff, den Professor Dr. Rene Hoksbergen in seinem Buch "Die Folgen der Vernachlässigung" verwendet.

Die Adoption war nicht unkompliziert, da man sich dort nicht vorstellen konnte, dass wir Marian wirklich adoptieren wollten. Man dachte, wir wollten seine Organe verkaufen.
Sobald wir in Deutschland angekommen waren, wurde Marian in die Kinderklinik gebracht. Er war exikkiert, unterernährt und hatte Rachitis. Mit fast zwei Jahren wog er gerade mal 6,9 Kilo. Er konnte weder sitzen, noch seinen Kopf halten und das einzige Geräusch, außer Weinen, das er machen konnte, war ein kehliges Grunzen.

Im Krankenhaus schrie er vor Panik, als er das Gitterbettchen sah, in das er gelegt werden sollte. Eine bunte Gitterumrandung schien ihn etwas zu beruhigen. Marian aß und trank nicht, und wir wussten, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis man uns eine PEG (Ernährungssonde) vorschlagen würde. Mit viel Geduld und Ausdauer konnten wir ihm dann doch die Sonde ersparen, wobei Marian bis heute eine massive Essstörung hat.

Als Marian zum ersten Mal die Sonne sah, schrie er vor Angst. Und als wir ihn badeten, hatte er Angst vor dem Wasser. Eine Logopädin, die uns als "Kapazität" empfohlen wurde, versuchte, ihm das Kauen beizubringen, indem sie ihm große Fruchtgummitiere in den Mund schob. Er sollte sie entweder kauen und schlucken, oder ausspucken. Marian bekam Panik, was die Logopädin, der wir zuvor ausführlich seine Vorgeschichte
berichtet hatten, nicht weiter beeindruckte........Wir entschieden daraufhin, die Kapazität nicht länger aufzusuchen.

Man schlug uns Krankengymnastik nach Vojta vor. Und Marian bekam schlimmste Panik unter dieser Therapie, bei der er festgehalten wurde, unfähig, sich zu bewegen. Eine Erfahrung, die er nur allzu gut kannte. Wir haben Vojta schnell wieder abgebrochen. Auch Krankengymnastik nach Bobath war zu invasiv. Dann fanden wir eine Feldenkraistherapeutin, die Marian noch heute besucht. Bei ihr lernte er, sich auf den Bauch zu drehen (2 ½ Jahre), zu sitzen (2 ¾ Jahre), zu krabbeln (3 Jahre) und - zu gehen (5 Jahre). Bis heute hat Marian keine Kontrolle über seine linke Hand, obschon er sie synchron zur rechten bewegt. Er realisiert, dass die linke Hand nicht geht, und das macht ihn traurig.

Marian brauchte viele Jahre, bis er Augenkontakt herstellen konnte. Davor schien er immer durch uns hindurch zu sehen. Er kommunizierte nicht mit uns, bis er etwa vier Jahre alt war. Ich werde den Tag nie vergessen, als er angekrabbelt kam und meine Hand nahm, um sie auf ein Spielzeug zu legen, das er haben wollte. Es war das erste Mal, dass ER die Initiative ergriff. Etwa zur gleichen Zeit fing er an, Silben zu kreieren, die Worte bedeuteten. Anfangs verstanden ihn nur mein Mann und ich. Bis heute hat er seine Sprache immer weiter perfektioniert - ganz alleine. Mittlerweile kann er sich sehr
gut mitteilen. Und seine Aussprache ist absolut verständlich. Aber Marian redet nur mit Menschen, denen er vertraut, und die er gut kennt.

Als Marian ungefähr 5 Jahre alt war, fing er an emotional zu dekompensieren, wenn Kommunikation fehlschlug oder er sich verlassen fühlte. Anfangs riss er sich die Haare aus, dann hat er sich einige Monate lang gebissen. Heute schlägt er sich an den Kopf - mit der flachen Hand oder mit der Faust (er hat oft eine kahle Stelle am Hinterkopf, wo seine Hand immer landet). Er schreit hochfrequent und wälzt sich in Extremsituationen verzweifelt auf dem Boden.

Auslösesituationen sind vor allem mangelhafte Vorbereitungszeiten auf Veränderungen, oder Reizüberflutungen, aber auch starke Emotionen wie Trauer etc.
Er hat einen Kopfschutzhelm, den er autonom zum Einsatz bringt. Er hat somit eine Schutzmöglichkeit für sich entdeckt. Wenn er schlafen geht, erklärt er, dass er Angst hat, vor dem Schlagen, und lässt sich ein Geschirrhandtuch um die Hand wickeln. Bevor er uns das mitteilen konnte, litt er unter extremen Schlafstörungen. Mit seinem „Handschutz“ hat sich sein Schlafverhalten deutlich verbessert.

Marians Selbstverletzungen sind ein Resultat seiner ersten beiden Lebensjahre in Rumänien. Aus der Not geboren sind seine Selbstverletzungen als Kompetenzen anzusehen. Eine Bewältigungsstrategie, um seiner Isolation zu begegnen. Sie haben somit eine subjektive Sinnhaftigkeit.

Marian ist sehr neugierig und dem Leben zugewandt. Er hat einen besonderen Zugang zur Musik und kann sogar ein paar Lieder auf dem Klavier spielen. Er liebt Klein- und Kleinstkinder und lebt hier seine tiefe Fürsorglichkeit und Anteilnahme intensiv aus.

Viele Fähigkeiten, die er erworben hat, sind für ihn nicht durchgängig abrufbar. Er wirkt oft „schüchtern“ oder gehemmt, wenn es darum geht, uns zu zeigen, was er alles kann. Manchmal scheinen Anforderungen Blockaden zu aktivieren.

Als wir ihn adoptierten, weinte er viel. Mittlerweile kann er nicht mehr weinen. Er möchte es - aber es scheint so, als ob er vergessen hätte, wie es geht. Wir sind sicher, wenn er wieder weinen könnte (er hat so viel zu beweinen), müsste er sich nicht mehr so schlagen.

Marian scheint nicht immer in der lage zu sein, ein NEIN auch wirklich in aller Konsequenz zu verstehen und umzusetzen! Er wirft etwas durch den Raum und bekommt ein "Nein". Er tut es nochmal, und muss ein "Time Out" über sich ergehen lassen - was er gar nicht liebt. Und wenn das "Time Out" vorbei ist, tut er es gerade wieder. Marian zerstört alle möglichen Dinge. Von Spielsachen über Stühle, Lampen, Geschirr, Papiere etc. Er kratzt die Möbel und das Klavier und scheuert CDs über den Fußboden. Es erfordert unendlich viel Geduld, aber er bemüht sich sehr. Und langsam entwickelt sich ein Verständnis für das NEIN.

Wir sind uns sicher, dass die Pubertät hier auch eine wesentliche Rolle spielt. Marian ist früh dran - aber er ist bereits mitten drin.

Wir lieben Marian sehr - und haben das große Glück gehabt, wunderbare Fortschritte in seiner Entwicklung miterleben zu dürfen. Wir haben aber auch erleben müssen, wie er erworbene Fähigkeiten wieder aufgibt, aufgrund von mangelnder Kooperation seitens der Schule ( Förderschule für geistige Entwicklung). Man hat das Ganze mit Arachnophobie (Spinnenangst) verglichen, und uns vorgeschlagen, ihn festzuhalten und ihm einfach den Löffel in den Mund hineinzuschieben. Er würde dann schon merken, dass ihm nichts passiert.


Wir vermuten, dass man genau dies in der Schule auch gemacht hat. Denn Marian kam eines Tages schreiend und sich schwer schlagend nach Hause......und aß fortan nichts mehr............. Wochenlang konnte er die Schule nicht besuchen. Als ich die Schulleitung darauf ansprach, wurde mir mitgeteilt, dass an besagtem Tag nichts Besonderes vorgefallen sei. Man könne sich das nicht erklären.
Es hat EIN GANZES JAHR gedauert, bis Marian wieder anfing, zu essen. In dieser Zeit nahm er ausschließlich Flüssigkeit zu sich, und wir mussten von Fresenius
Trinknahrung kaufen (die, nebenbei bemerkt, auch sehr teuer ist).

Hier vermissen wir in einem hohen Maße Fachlichkeit bzgl. Traumatisierung und der Folgen der ausgeprägten Deprivation, die Marian erlitten hat. Für uns sind keinerlei Initiativen erkennbar, die fachlichen Defizite zu kompensieren (z.B. externe Fachberatung). Die „Zusammenarbeit“ der Schule mit Marians Elternhaus kann nur mit der Schulnote „ungenügend“ beurteilt werden.

Und so schaffen es die "Profis", Marian erfolgreich daran zu hindern, neue Fähigkeiten zu erwerben. Sobald er sich gezwungen, sich "ausgeliefert" fühlt, dekompensiert er seelisch und verfügt über keinerlei Sicherheit mehr. Wir behalten ihn dann aus der Schule daheim, bis er seelisch wieder stabil ist........ und dann geht er wieder zur Schule zurück und alles beginnt von vorne...........

Es ist so traurig. Marian BRAUCHT andere Kinder, andere Menschen um ihn herum. Aber er kann sich nicht sicher und geborgen fühlen, wenn sein "erstes Leben" nicht ernstgenommen wird. Er versucht, sich durch Regression zu schützen. Das ist die einzige Möglichkeit, die er kennt.

Wir haben versucht, Marians Schule, das Gesundheitsamt und das Ministerium für Marians Situation zu sensibilisieren. Hier existiert nach unserem Dafürhalten weder das Bedürfnis, sich fundiertes Wissen, anzueignen, noch Interesse daran, Marians Lebenssituation gerecht zu werden. Den Beteiligten scheint es an der notwendigen Empathie zu fehlen.

Unser Konzept zur Restabilisierung, wenn es Marian seelisch schlecht geht, nimmt man nicht ernst - und bezeichnet es als "unrealistisch". Dabei wurde dieses Konzept in enger Zusammenarbeit mit Professor Dr. Wolfgang Jantzen von der Uni Bremen erarbeitet (rehistorisierende Diagnostik).

Wir haben von diesen "Fachleuten" hören müssen, dass die ersten zwei Jahre jetzt nun schon so lange her sind, dass Marian das alles vergessen hat. Nun, wir wissen, dass das auf keinen Fall stimmt, und haben Literatur darüber vorgeschlagen: "Die Folgen der Vernachlässigung" von Prof. Dr. Rene Hoksbergen, oder "Der Junge, der wie ein Hund gehalten wurde" von Dr. Bruce Perry. Zu beiden Herren haben wir Kontakt aufgenommen. Darüber hinaus wurde von einer Studentin der Uni Bremen über Marians Biografie und seine Behinderung eine Diplomarbeit geschrieben, in der genau erklärt wird wie, und wieso er so geworden ist. Die hospitalisierenden Umstände damals haben wohl bei ihm die heute sichtbaren Symptome eines Autismussyndromes ausgelöst.

Das alles interessiert die Fachleute hier im Saarland nicht. Sei legen keinen Wert darauf, sich näher mit den Ursachen zu befassen.

Marian ist jetzt in der schlimmen Situation, dass die Schule nicht mit ihm zurecht kommt (oder es nicht will). Damit Marian nicht vollends destabilisiert, haben wir für ihn das "Ruhen der Schulpflicht" beantragt - und er ist jetzt zu Hause. Schule und Gesundheitsamt werfen uns Eltern vor, wir würden ihn "verwöhnen" und er bräuchte mehr Disziplin.

An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass Marians Zwillingsbruder, Mircea, diese Probleme nicht hat, obschon er auch die ersten zwei Jahre in einem rumänischen Kinderheim verbracht hat. Dieses Heim gehörte allerdings zu den "besseren", wobei hier auch deprivierende Umstände und traumatische Erlebnisse seine frühe Kindheit geprägt haben. Nichts desto Trotz ist Mircea ein sehr guter Schüler, hat Freunde und ist
seelisch relativ stabil. Er und Marian haben eine enge Beziehung zu einander.

Mein Mann und ich sind beide Krankenpflegekräfte, und haben lange in einer Einrichtung für behinderte Kinder und Jugendliche gearbeitet. Als wir unsere Zwillinge adoptierten, wussten wir, dass Marian behindert ist. Nur konnte man uns nicht sagen, in welcher Weise. Die Informationen, die wir aus Rumänien hatten, waren mehr als dürftig. Uns war klar, dass Marian irgendwann mal in einer Einrichtung würde leben müssen. Also wollten wir ihn früh an eine Einrichtung gewöhnen - im naiven Glauben, dass alle Einrichtungen für behinderte Kinder so gut wären wie die Einrichtung, in der wir gearbeitet hatten.

Bereits bei der Einschulung ließ man meinen Mann einer Klassenleitung alles ausführlich über Marian erzählen, nur um ihm dann zu sagen........“In die Klasse kommt er aber nicht“.
Marian hatte Schwierigkeiten, sich an den Jahreszeitenwechsel zu gewöhnen - er schrie, wenn man mit ihm rausgehen wollte ins Kalte. Als er nicht aufhörte, zu schreien, stellte ihn seine Klassenleitung als Sanktion in seinem Buggy am Zaun ab, und ging weg. Marian schrie nun noch mehr, da er sich verlassen fühlte. Die Klassenleitung war außer sich. Als mein Mann Marian später abholte sagte sie zu ihm: "Wenn Sie die Hacke ausmachen, wird der weggesperrt!" Marian stand dabei und hat das gehört.

Diese Dinge sprachen wir beim Schulleiter an, der überhaupt nichts Schlimmes daran fand.

Etwa ein Jahr später kam Marian total verbissen nach Hause. Er hatte sich selbst massiv verletzt. An diesem Morgen hatte mein Mann, der als Pflegeperson für Marian eingetragen ist (Pflegestufe III), einen Zahnarzttermin. Er gab die Telefonnummer an, unter der er erreichbar wäre, und bat darum, angerufen zu werden, falls Marian Anzeichen von Panik zeigen sollte. Marians Integrationshelferin war an diesem Morgen nicht da, und wir erwarteten schon, dass er Probleme bekommen würde. Niemand rief an, und mein Mann holte einen völlig aufgelösten Marian aus der Schule ab. Er war so
verzweifelt, dass er nicht mehr gehen konnte, nicht mehr sprechen und nicht mehr essen. Trinken und Schlafen waren schwerst beeinträchtigt. Es dauerte Wochen, bis Marian wieder halbwegs stabil war, und die Schule erneut besuchen konnte. Er hatte sich den Oberarm blutig gebissen, und niemand hatte es bemerkt. In seinem Kommunikationsheft war ein ganz normaler Tag beschrieben.

Wir schrieben dem Schulleiter einen Brief, der nicht beantwortet wurde. Als mein Mann ihn nach zwei Wochen um eine schriftliche Stellungnahme bat, sagte er: "Ich antworte doch nicht auf einen solchen Brandbrief. Dann können Sie mir was anhängen."

Würde in dieser Einrichtung auch nur ein Minimum an Qualitätsmanagement umgesetzt, gäbe es auch ein Beschwerdemanagementsystem. Die Schulleitung könnte sich dann nicht so einfach der Verantwortung entziehen.

Um mit einer solch pathologischen Sicherheit zu agieren, bedarf es mit höchster Wahrscheinlichkeit einer Absicherung durch vorgesetzte Dienststellen.......... Weiter werden wir hier nicht spekulieren.

Damals haben wir Mediation vorgeschlagen, die von der Schulleitung abgelehnt wurde.

Kaum vorstellbar: Seit seiner Pensionierung ist dieser Schulleiter in einem Teil unseres Landkreises als Beauftragter für die Belange behinderter Menschen tätig. Man fragt sich, wie eine solche Auswahl zustande kommt. Der Volksmund würde sagen, hier hat man den Bock zum................!

Unter dem neuen Schulleiter wurde es nicht besser.

Als ich Marian eines Morgens zur Schule brachte und mit in die Klasse ging, waren die Kinder am rechnen. Marian wollte auch einen Rechenschieber haben. Er bekam aber keinen. Die Integrationshelferin erklärte mir daraufhin, das sei unhygienisch, da Marian den Rechenschieber immer an den Mund führe (Hätte man es uns nur gesagt, wir hätten ihm auch einen eigenen gekauft!).

Etwas später kündigte ich an, für Marians Geburtstag einen Kuchen in die Klasse zu bringen. Als es soweit war, hatte man dann anderen Kuchen besorgt, und diesen mit den Kindern gegessen. Marians Kuchen blieb stehen und wurde den Kindern dann mit nach Hause gegeben.

Die Rückmeldung des jetzigen Schulleiters zur Diplomarbeit, die über Marian geschrieben wurde, möchte ich hier ebenfalls nicht vorenthalten: "Erinnert an Karl-Heinz Böhm."

Wir mussten uns da schon fragen, ob wir Franz und Sissi heißen, oder ob vielleicht ein Vergleich mit einem Afrikaprojekt damit gemeint war.

Offensichtlich war er fachlich mit der Diplomarbeit absolut überfordert.

Im Sommer 2007 hatte das unprofessionelle und ausgrenzende Verhalten an dieser Sonderschule eine Dimension erreicht, die für uns nicht mehr erträglich war. Wir
forderten von der Schulleitung ein Gespräch zusammen mit den Klassenleitungen. Dieses Gespräch hat der neue Schulleiter erfolgreich hinausgezögert, bis NOVEMBER. Hier gab man dann unerträgliche, fachlich unhaltbare Dinge von sich, und wir schlugen erneut Mediation vor. Wir boten sogar an, die vollen Kosten zu tragen. Und wieder wurde Mediation abgelehnt.

Ich habe ein Gesprächsprotokoll geführt. Dieses Protokoll habe ich dem Schulleiter kurz danach zur Unterschrift gegeben. Er bestätigte mir, dass das Protokoll so in Ordnung sei, und wollte es noch den Klassenleitungen vorlegen. Unterschrieben hat keiner von ihnen. Ich bestand darauf - und zwar schriftlich. Und der Schulleiter teilte mir schriftlich mit, dass es doch nicht nötig sei, ein solches Protokoll mit Dokumentencharakter zu machen. Er hätte einfach Stichpunkte machen wollen.

Ich bestand noch immer auf einer Unterschrift. Im Protokoll standen die ganzen ungeheuerliche Dinge, die in diesem Gespräch gesagt worden waren.

Der Schulleiter versuchte dann, mich in einem Telefonat davon zu überzeugen, dass dieses Protokoll so nicht nötig sei. Ich bestand weiterhin darauf und fertigte eine Gesprächsnotiz über das Telefonat. Diese übersandte ich ihm mit der Aufforderung, nun endlich für Verbindlichkeit zu sorgen, und das Protokoll zu unterschreiben. Letztlich schickte er mir dann "Ergänzungen" und "Erläuterungen", die ich dem Protokoll anhängen sollte.

Darin revidierte er vieles von dem, was in dem Gespräch gesagt worden war - und rechtfertigte sich mit absolut unhaltbaren Argumenten. UND – er verlangte, dass ich ihm die Telefonnummer von Marians Arzt (Homöopathie) gebe. Als ich wissen wollte, wieso, wich er aus. Ich gab sie ihm nie, trotzdem hat sich der Arzt etwas später von der Behandlung zurückgezogen (ohne Begründung, was nicht seine Art ist. Er hatte Marian kurz zuvor noch eine Mundharmonika geschenkt, und neue Medikamente aus der Schweiz bestellt).

Wir entschlossen uns, aus dem Förderverein der Schule auszutreten. Ich bat um einen Termin beim Träger der Schule - dem Landrat. Wollte ihm erklären, was an dieser Schule los ist. Dieser hatte sich zum Gespräch Verstärkung mitgebracht – den Schuldezernenten, der bereits vom Schulleiter „informiert“ worden war. In diesem Gespräch erwähnte ich, dass wir erwägen, Marian an einer anderen Schule unterzubringen - in Rheinland Pfalz. Der Landrat versprach mir, mit dem zuständigen Referatsleiter zu reden.

Ich sollte diesen anschreiben und mein Anliegen vortragen. Das tat ich auch - und
teilte mit, dass Marian eine Schule braucht, wo man seine traumatischen Erfahrungen mit berücksichtigt. Der Referatsleiter lehnte ab.

Auch beim Sozialdezernenten, dem Vorsitzenden des Fördervereines der Schule, war ich. Dieser hörte sich alles an. Er war richtig betroffen und sagte, wir gehörten geehrt, für das, was wir getan hätten. Eine solche Behandlung hätten wir aber nicht verdient.

Nach 14 Tagen und einem Gespräch mit der Schulleitung war von Ehrung keine Rede mehr. Auf meine Äußerung, kein Vertrauen mehr in das saarländische Förderschulwesen zu haben meinte er, es gäbe wohl kein Zurück mehr an die Schule, da die Fronten zu sehr verhärtet wären und teilte mir mit, das Beste wäre wohl, wenn Marian dann ausgeschult würde. Wie kommt diese Gesinnungswandlung wohl zustande?

Etwas später ließ ich ihn wissen: Der Kaiser hat keine Kleider an.......und wir werden es auch zu sagen.

Im Januar 2008 hatte Marian einen schweren Krampfanfall und musste für eine
Woche ins Krankenhaus. Als wir wieder heimkamen, informierte ich den Schulleiter darüber, dass Marian nun ein Krampfleiden entwickelt habe. Ich fragte an, ob die Klassenleitungen Kenntnisse über Krampfleiden haben. Marian hatte ein paar Wochen zuvor in der Schule erbrochen. Die Klassenleitung war daraufhin weggelaufen (hatte uns der Schulleiter gesagt) und hat die Integrationshelferin, ein 19-jähriges Mädchen, mit Marian alleingelassen. Klar, dass wir uns nun Sorgen machten, ob dies bei einem erneuten Krampfanfall wieder passieren würde. Der Schulleiter reagierte nicht auf mein Einschreiben. Ich teilte ihm erneut per Einschreiben mit, dass wir Marian nicht zur Schule schicken könnten, wenn die Schule uns nicht mitteilen kann, ob er bei einem Krampfanfall auch richtig versorgt werden könnte.

Und dann, im April, bekamen wir Post. Und zwar vom Gesundheitsamt. Marian sollte untersucht werden, weil er so häufig unentschuldigt fehlen würde. Mein Mann rief die Amtsärztin an (zu der wir in den Jahren zuvor ein sehr gutes Verhältnis hatten). Diese teilte mit, die Schulleitung hätte bei ihr angezeigt, dass Marian unentschuldigt fehlen würde, und forderte uns auf, Atteste zu bringen. Mein Mann erklärte ihr, dass Marian NIE unentschuldigt gefehlt habe. Das hat sie gar nicht interessiert. Die Ausführungen meines
Mannes über den Schulleiter haben sie richtig in Wut versetzt. Stark erregt bestand sie darauf, dass an dieser Schule hochqualifiziertes Personal sei.

Ich schrieb im August 2008 erneut dem Referatsleiter und teilte mit, dass wir das Ruhen der Schulpflicht beantragen wollten. Marian musste aus der Schusslinie gebracht werden, und das schien uns das Vernünftigste zu sein. Und der Referatsleiter schrieb zurück: Ich weise Sie darauf hin, dass Ihr Pflegesohn bis zur Klärung schulpflichtig ist. Es können Schulpflichtige, die ihre Schulpflicht nicht erfüllen, der Schule zwangsweise zugeführt
werden; hierbei kann der Schulleiter die Hilfe der Polizei in Anspruch nehmen." DIESER MENSCH WUSSTE UM MARIANS VORGESCHICHTE, UND SITZT BEI UNS IM
PSYCHIATRIEBEIRAT!!

Wir engagierten EMGS (
www.emgs.de) und die Vorsitzende, Frau Litzenburger, begab sich zur Schule, um die Schulakte für uns einzusehen. Als Allererstes erzählte ihr der Schulleiter, dass mein Mann die Integrationshelferin übel beschimpft hätte. Das ist eine glatte Lüge! Die Integrationshelferin haben wir etwas später angerufen und gefragt, ob sie sich von meinem Mann übel beschimpft gefühlt hatte. Sie war entrüstet, verneinte vehement und wollte wissen, wer so etwas sagt. Als wir ihr erzählten, dass dies der Schulleiter verbreitet, wurde sie still. Wir baten sie, uns das schriftlich zu geben - was sie nicht zu tun bereit war (wieso nur?)

Der Schulleiter berichtete Frau Litzenburger, wir wären Leute, die andere ausnutzen und Unmögliches von der Schule verlangen. Als sie konkrete Beispiele hören wollte, nannte ihr der Schulleiter unsere Bitte, dass sich die Klassenleitungen doch zu Marian auf den Boden setzen sollten, wenn er seelisch dekompensiert. Ist auch wirklich unerhört von uns – nicht?

Die Akte wurde Frau Litzenburger im Original mitgegeben - obwohl sie die Vollmacht, die ich ihr geschrieben hatte, daheim vergessen hatte. Bei der Einsicht in die Akte stellten wir fest, dass insgesamt etwa 20 Dokumente fehlen.

Unter anderem fehlen ALLE EINSCHREIBEN, die ich geschickt hatte.

Die individuellen Förderpläne haben wir an Professor Jantzen weitergeleitet mit der Bitte um eine Stellungnahme. Er sagte, man könne klar daraus ersehen, dass man in der Schule NICHTS mit Marian am Hut hatte. Weder ist Kommunikation dokumentiert, noch sind die Maßnahmen evaluiert. Das sei ein klares Indiz dafür, dass man sich mit Marian in der Schule überhaupt nicht befasst habe.

Obschon Marians Biografie in der Schule hinlänglich bekannt ist, wurde in den individuellen Förderplänen „Förderung im Bereich der Nahrungsaufnahme“ festgeschrieben. Hier besteht bei Marian die große Gefahr einer Retraumatisierung. In drei Hausbesuchen, die der Schulleiter bei uns wahrgenommen hatte, war ihm ausdrücklich untersagt worden, Nahrungsaufnahme in die Individualförderung aufzunehmen.

Es befinden sich „Besuchsprotokolle“ von zwei dieser Besuche in der Schulakte. Diese beinhalten jedoch fast ausschließlich Unwahrheiten über Dinge, die er bei uns besprochen haben will. Wir sind sehr froh, selbst Protokolle über diese Besuche angefertigt zu haben.

In Marians Zeugnis steht übrigens: Fehltage unentschuldigt: 0 Tage!

Außerdem enthält die Schulakte vertrauliche Dokumente, die wir an den Behindertenbeauftragten des Saarlandes geschickt hatten, nachdem die ersten
Schwierigkeiten in der Schule aufgetreten sind. Toll, dass er so sehr für die Belange Behinderter eintritt.

Des Weiteren befindet sich Korrespondenz darin zwischen der Schulleitung und der Einsatzleitung FSJ des DPWV Saarbrücken, der die Integrationshelferin gestellt
hatte. Es gibt ein "offizielles" Schreiben an den Schulleiter, von dem wir auch Kenntnis hatten, und ein "inoffizielles". Hieraus geht hervor, dass man uns bewusst "am langen Arm verhungern lassen" wollte, bzgl. Einsatz der Integrationshelferin. Das Ganze war damals darin gegipfelt, dass man uns gedroht hatte, die Integrationskraft abzuziehen, wenn Marian die Schule nicht öfter besucht (konnte er aber nicht, weil er immer wieder in der Schule seelisch destabilisiert war).

Der Leitung des Gesundheitsamtes teilte ich mit, dass wir das Ruhen der Schulpflicht beantragen wollten, und bat um einen Termin zur Begutachtung. Ich ließ ihn wissen, dass das Vertrauensverhältnis zur Amtsärztin nun gestört sei, und erbat eine Begutachtung durch jemand anderem. Nach vier Wochen hatte ich noch keine Antwort und so schrieb ich erneut - und sandte eine Kopie des Anschreibens an die ganzen Professoren, zu denen wir Kontakt haben - an den Anwalt, und auch an den obersten Dienstherrn des GA – den Landrat. In diesem Schreiben teilte ich mit, dass der zuständige Referatsleiter sogar bereit sei, eine Retraumatisierung Marians billigend in Kauf zu nehmen, und ihn durch die Polizei zur Schule bringen zu lassen. Der Amtsleiter des GA meldete sich postwendend. Es kam zum Gespräch bei uns zu Hause, wobei Frau Litzenburger als Zeugin anwesend war.

Mein Mann fragte die Ärztin, ob außer mit der Schulleitung noch weiter Gespräche über Marians Zukunft geführt worden wären. Die Ärztin antwortete: "Nicht offiziell." Und dann kam ans Licht, dass sie bereits mit dem Schulrat abgehandelt hatte, wie mit dem "Problem" Marian umzugehen sei. Mein Mann fragte dann noch, ob der Schulleiter eine schriftliche Mitteilung an das GA gemacht hätte, was die angeblichen Fehlzeiten von Marian betrifft. Die Ärztin zog ein kurzes Anschreiben aus der Akte, in dem auf ein Telefonat Bezug genommen wurde. Mein Mann sagte: "Das heißt also, jeder kann beim GA anrufen und sagen, das Kind ist nicht entschuldigt. Sie schreiten dann zur Tat, ohne dass was schriftlich vorliegt." Der Amtsleiter meinte, das sei üblich und gar nicht schlimm. Er wolle im übrigen auch gar keine Unterlagen dazu haben, und hätte auch keine. Es wurde schließlich vereinbart, dass das offizielle Anschreiben des GA an uns noch um einen Abschnitt ergänzt wird, in dem steht, dass wir versichern, dass Marian immer entschuldigt war.

Der Termin zur Begutachtung für das Ruhen der Schulpflicht war im Oktober 2008. Auch hier war Frau Litzenburger anwesend. Hierüber war die Ärztin furchtbar sauer. Ein paar Wochen später hatten wir einen Bescheid, dass dem Ruhen der Schulpflicht stattgegeben worden war. Wir sollten uns um eine geeignete Schule kümmern - ggf. auch in Rheinland-Pfalz. Aber die Schülerbeförderungskosten würde man dann nicht übernehmen.

Ich hatte ein seltsames Gefühl bei dem Ganzen und begab mich im Dezember 2008 zum GA, um Akteneinsicht zu nehmen. Der Amtsleiter schickte mich weg, mit der Begründung, er sei nicht zuständig, und die Arztin sei nicht im Hause. Ich ließ durch den Anwalt intervenieren, der mitteilte, dass ich noch am gleichen Nachmittag die Akte einsehen käme, und dass eine Dienstaufsichtsbeschwerde erfolgen würde, sollte man mir die Einsicht verweigern. Der Amtsleiter verweigerte erneut die Einsicht mit der Begründung, das Ganze sei jetzt bei der Rechtsabteilung zur Prüfung. Zwei Tage später durfte ich dann die Akte einsehen. Was ich darin fand war unglaublich. Es vergingen aber noch einige Tage, bis ich auch Kopien bekam - man wollte verhindern, dass ich ALLE Dokumente in Kopie erhalte.

Schließlich habe ich aber bekommen, was ich wollte.

Unter anderem gibt es darin ein Dokument aus dem Jahr 2004. Marian war gerade 3 Tage in der Schule. Da schreibt die Klassenleitung, dass er es nur schwer ertragen kann, fixiert zu werden (Richtig....FIXIERT). Und dann wird die Beschulung aufgrund seines Verhaltens "derzeit" in Frage gestellt. NACH 3 TAGEN!! Im Kommunikationsheftchen, das wir mit der Klassenleitung führten standen aber ganz andere Dinge. Marian sei so ein liebes Kind, er sei an allem so interessiert und die Arbeit mit ihm sei so schön........

Ich habe Aktenvermerke gefunden von der Begutachtung bzgl. Ruhen der Schulpflicht. Hier schreibt die Ärztin ich hätte Marian nach einem Handytelefonat außerhalb des Untersuchungszimmers "mit dem Fuß(!!) ins Zimmer zurückbefördert". Und dass mein Mann ihre Interaktion mit Marian während der Untersuchung ständig behinderte.
Fakt ist, als ich den Raum verließ um zu telefonieren, wollte Marian mir nach. Er hatte Angst, ich ginge weg. Er wollte die Tür aufmachen, und die Ärztin zog ihn am gelähmten linken Arm von der Tür weg und sagte: "Du bleibst jetzt hier". Daraufhin hat mein Mann sie gefragt, was das denn jetzt gäbe. Er wollte wissen, ob sie auch in der Lage sei, Marian zu restabilisieren, wenn er in Panik gerate. Als ich in den Raum zurückkam, saß
Marian etwa 1 m von der Tür weg - dort, wo sie ihn hingezogen hatte.

In diesen Aktenvermerken stehen sogar falsche Diagnosen, unter anderem "Dyspraxie rechts", oder dass er sich mit der linken Hand schlägt (Marian ist linksseitig gelähmt).

Im Gutachten selbst steht, dass Marian immer daheim seelisch destabilisiert. DAS hatten wir aber nicht gesagt. WIR hatten ausdrücklich gesagt, dass dies immer in der Schule passiert. Auch das Angebot von Professor Jantzen, die Schule fachlich zu beraten, ist nicht im Gutachten erwähnt, obschon wir ausdrücklich Wert darauf gelegt hatten. Das ganze Gutachten ist so geschrieben, als ob die Schule alles im Griff gehabt hätte, und wir Eltern ungeeignet seien.

Und dann haben wir unseren Augen nicht getraut: Eine Kopie der Anwesenheitsliste aus der Schule. Wo doch der GA-Leiter gesagt hatte, dass er keine Unterlagen hätte. Bei genauerem Hinsehen stellte sich auch noch heraus, dass diese Liste nicht mit dem Original übereinstimmt. Wir haben dann rekonstruiert............ Als mein Mann den Amtsleiter gefragt hatte, ob er ohne Beweise einfach agiert, ist ihm wahrscheinlich aufgefallen, dass er nicht korrekt gehandelt hat. Wahrscheinlich hat er den Schulleiter postwendend angerufen und um eine Kopie der Anwesenheitsliste gebeten (um abgesichert zu sein). Leider war die Schulakte (Original) aber zu der Zeit noch bei uns.
Also konnte der Schulleiter keine Kopie machen. Es wurde eine "neue" geschrieben (in der u.a. die Einschulung am 38.08.2004 war und der Februar 31 Tage hat). Auch die Eintragungen an den einzelnen Tagen stimmen nicht alle überein.

Das sind längst nicht alle brisante Dinge, die ich in der Akte gefunden habe. Man stelle sich vor, welchen Aufwand die Schule betreibt, um nicht in die Gänge kommen zu müssen.

Im vergangenen Februar waren wir im zuständigen Sozialpädiatrischen Zentrum. Wir wollten hier einen Ansprechpartner an die Hand bekommen, wo wir uns wegen Marians Ängsten hinwenden könnten. Der Leiter sagte uns in diesem Gespräch, dass er früher an Marians Schule Zivildienstleistender gewesen sei, und schwärmte uns vor, dass diese Schule so super sei. Sie sei auf jeden Fall im oberen Drittel der saarländischen Förderschulen zu finden. Darauf sagte mein Mann, dass ER dann keine Schule im unteren Drittel sehen möchte.

Insgesamt hat der Arzt Marian etwa 20 min. gesehen - und zwar in einer absoluten
Ausnahmesituation. Marian war des Wartens Leid und war am verzweifeln. Dann schlug er tolle Dinge vor, die er für Marians Beschulung erreichen könnte. Er sagte, das könnte er aber nur machen, wenn zuerst eine ausführliche Autismusdiagnostik stattfände. Marian hätte schließlich als Baby eine schwere Hirnhautentzündung gehabt (möglich, aber nicht rekonstruierbar, da diese Information aus den rumänischen Akten hervorgeht. Hier stehen auch viele Dinge drin, die nicht der Wahrheit entsprechen).

Professor Hoksbergen nennt das Verhalten, das Marian zeigt, "Institutioneller Autismus". Die Studien des Professors interessierten den Doktor nicht.  Dabei haben ALLE Kinder, die in diesen schlimmen Häusern in Rumänien waren, diese Symptomatik. Sind wohl nach der Auffassung des SPZ-Leiters alles Autisten. Das hier wurde 2006 aufgenommen: http://de.youtube.com/watch?v=FWKQNMZa--Y

Immer wieder erwähnte der Arzt die (Verdachts)Diagnose "Zustand nach Meningitis"
und versuchte, Marians Biografie wegzurelativieren. Wir WISSEN ja, dass Marian autistische Verhaltensweisen hat. Uns geht es (wie in der Schule auch) darum, dass die Ursache berücksichtigt wird.

Mittlerweile habe ich Kontakt zu Fachleuten weltweit aufgenommen, die alle empört sind und uns Ihre Unterstützung zugesichert haben. Von einigen haben wir auf der Website von AGSP auch schon Artikel gelesen. Involviert sind: Professor Dr. Wolfgang Jantzen (Uni Bremen), Professor Dr. Ernst Berger (Uni Wien), Professor Dr. Georg Feuser (Uni Zürich), Professor Dr. René Hoksbergen (Uni Utrecht), Dr. Bruce Perry (Texas) und Dr. Ronald Federici (Virginia). Das Problem ist nur, dem Saarland ist das ziemlich egal. Die Provinz macht, was sie will.

Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass ich auf Anraten von Freunden Professor Dr. Günther Deegener (Uni HOM)angeschrieben habe. Er hat viele Veröffentlichungen zum Thema Gewalt an Kindern geschrieben und ist Vorsitzender des saarländischen Kinderschutzbundes. Herr Deegener war der einzige, der überhaupt nicht zurückgeschrieben hat.

Es ist schon des Merkens würdig, wenn Fachleute aus aller Welt mir mit großen Engagement zurückschreiben, und der Fachmann im Saarland sich in Schweigen hüllt.

Professor Jantzen, dessen Angebot, die Schule zu beraten, nicht angenommen wurde, ist der Meinung, wir könnten beim europäischen Gerichtshof Gehör finden, da die UN-Menschenrechtskonvention für Behinderte hier grob verletzt wird (erniedrigendes Verhalten).

Marian ist nun 12 ½ Jahre alt. Er hat keine Schule, weil wir Zusammenarbeit mit eben dieser erwartet, und schließlich auch eingefordert haben.

Dabei wäre die Schule durchaus in der Lage, eine enge Zusammenarbeit zu pflegen – es gelingt beispielhaft mit allen anderen hier aufgeführten Stellen.

Marian bemüht sich so sehr, dazu zu gehören. Er hat es nicht verdient, so ausgegrenzt zu werden.

Unsere Hoffnung bleibt, dass in unserer Gesellschaft auch für ihn irgendwo ein warmes Plätzchen zu finden sein wird.

Abschließend ein Text meines Mannes, geschrieben als wir mal wieder an der Ignoranz der sogenannten Fachleute am verzweifeln waren:

Für Marian

Schlimm waren DIE, die mir meine Würde raubten.
Schlimmer sind DIE, die es wieder versuchen.
Am Schlimmsten sind DIE, die einfach dazu schweigen.

Schlimm waren DIE, die mich einfach wegsperrten.
Schlimmer sind DIE, die es in ihrer Fantasie wieder tun.
Am Schlimmsten sind DIE, die es wieder einfach zulassen.

Schlimm waren DIE, die mir mein Fühlen absprachen.
Schlimmer sind DIE, die es heute wieder tun.
Am Schlimmsten sind DIE, die einfach dazu schweigen.

Und es gibt DIE, die Augen zum Sehen,
Ohren zum Hören haben und Hände zum Berühren.
DIE, die mir wieder meine Würde schenken,
DIE, die meine ausgestreckte Hand sehen,
und mich ohne Scheu und Angst berühren.

Die, die mir die Wärme schenken, die ich zum Leben brauche,
Das sind DIE, die mich meinen.

 

s.a. Die soziale Konstruktion von Behinderung durch frühkindliche Traumatisierung

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