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Der druckfrische Sammelband vereinigt die Referate zur Tagung ’Körper-Seele-Trauma’ 1999 in Göttingen. Die Herausgeber, Psychoanalytiker der undogmatischen Art, erfahren in klinischer Praxis und Forschung, gehören zu den prominentesten Vertretern der hiesigen Traumaforschung, weit entfernt von biologistischer Einseitigkeit, die in diesem Forschungsbereich zuweilen anzutreffen ist.
Die Titel der gesammelten Beiträge lauten:
- Annette Streeck-Fischer, Ulrich Sachsse, lbrahim Özkan:
Perspektiven der Traumaforschung
- Leonore Terr:
Was passiert mit Erinnerungen nach traumatischen Belastungen?
- Rachel Yehuda:
Die Neuroendokrinologie bei Posttraumatischer Belastungsstörung im Licht neuer neuroanatomischer Befunde
- Hans J. Markowitsch:
Streßbezogene Gedächtnisstörungen und ihre möglichen Hirnkorrelate
- Gerald Hüther:
Die neurobiologischen Auswirkungen von Angst und Streß und die Verarbeitung traumatischer Erinnerungen
- Oliver Stiedl, Michael Meyer, Joachim Spieß:
Zentrale Mechanismen der kardiovaskulären Antwort auf Streß
- Jelena Radulovic, Jens Kammermeier, Andre Fischer, Joachim Spieß:
Lernen, Angst und Streß: Molekulare Verknüpfungen
- Ulrich Venzlaff:
Hundert Jahre Traumatherapie
- Jochen Peichl:
Die Transformation der traumatischen Erinnerung - Techniken der Traumatherapie. Eine Revue der Erklärungsmodelle und Therapieansätze
- Gabriele Rosenthal:
Transgenerationale Folgen von Verfolgung und von Täterschaft. Familien von Shoah-Überlebenden und von Nazi-Tätern
Wir können hier nicht die einzelnen Referate inhaltlich würdigen, aber einige Textstellen aus der Einleitung und aus dem Beitrag der Herausgeber zitieren, die die Botschaft des gesamten Bandes kennzeichnen:
„Psychische Traumatisierungen führen zu tiefen Verletzungen und Veränderungen in Körper, Geist und Seele.“ (S. 7)
„Besonders gravierende Folgen haben chronisch traumatische Belastungen, die von nahen und vertrauten Personen ausgeübt werden.“ (S.8)
„Ein Psychotrauma hinterläßt eben nicht nur Veränderungen im Bereich des Denkens und Fühlens, des Erinnerns und der Konzentration, es verändert auch jene Gehirnstrukturen und Streßverarbeitungssysteme, die die körperlichen Korrelate des Denkens und Fühlens, des Erinnerns und der Konzentration sind.“ (S.9)
„Die Bindungsforschung hat festgestellt, daß Kinder mit traumatisierenden Lebenserfahrungen einen spezifischen, chaotisch-desorganisierten Bindungsstil entwickeln. Kinder mit solchen Bindungsstörungen sind kaum in der Lage, innere Zustände einschließlich ihrer Gefühle verbal zu fassen.“ (S. 22)
„Therapeutinnen und Therapeuten kommen nicht mehr umhin, in ihre Therapiestrategien die Tatsache einzubeziehen, daß sie in ihren Behandlungen mit somatopsychischen und psychosomatischen Prozessen zu tun haben, und daß sie die somatischen Konsequenzen ihres psychotherapeutischen Handelns nicht länger vernachlässigen oder gar negieren dürfen.“(S. 9)
Der Ausblick enthält folgenden Wetterbericht:
„Der Wind bläst zur Zeit aus Richtung der neurobiologischen Traumaforschung!“ (S.173).
Es ist zu hoffen, daß dieser Wind die Illusionen aus den Köpfen derjenigen bläst, die immer noch verbreiten, man könne die tiefgreifenden seelischen und hirnorganischen Schäden intensiv vernachlässigter, mißhandelter und mißbrauchter Kinder durch Beratung und Stützung der selbst meist schwer traumatisierten Eltern kurieren.
Kurt Eberhard (Mai 01)
weitere Beiträge zum Thema Traumaforschung
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Hrsg: Annette Streeck-Fischer, Ulrich Sachsse, Ibrahim Özkan
