FORUM: Internetzeitschrift des Landesverbandes für Kinder
in Adoptiv und Pflegefamilien S-H e.V. (KiAP) und der Arbeitsge-
meinschaft für Sozialberatung und Psychotherapie (AGSP)


 

Rezension / Jahrgang 2008

 



Jörg Maywald und Bernhard Schön (Hg.)

Krippen: wie frühe Betreuung gelingt.

Fundierter Rat
 zu einem umstrittenen Thema

Beltz 2008
(236 Seiten, 14.90 Euro)
 


Klappentext:
Der geplante Ausbau der Kinderkrippen hat eine alte Diskussion neu belebt, die immer noch zwischen Verteufelung und Idealisierung schwankt. Die Autoren dieses Buches, alles erfahrene Praktikerinnen und Wissenschaftler, versuchen, die aufgeladene Debatte zu versachlichen und beantworten dabei folgende Fragen:

  • Wie wichtig ist die ganztägige Betreuung der Kleinsten durch die eigenen Eltern?
  • Was sind die Chancen, was die Risiken von Krippenerziehung?
  • Wie alt soll ein Kind sein, um in die Krippe zu kommen?
  • Was ist eine gute Krippe, worauf müssen die Eltern achten?
  • Welche neuen Konzepte weisen in die richtige Richtung?

Autoren:
Univ.-Prof. Dr. Lieselotte Ahnert:
Psychologin mit praktischen Erfahrungen in einer Vielzahl von Kinderkrippen als Leitende Psychologin; von 1991 bis 2001 Leitung »Interdisziplinäres Zentrum für Angewandte Sozialisationsforschung«, ab 1996 Aufenthalte am NICHD/Abt. Soziale & emotionale Entwicklung (Bethesda, USA) sowie an den Univ. in Maryland und Minnesota; von 2001 bis 2006 Lehrtätigkeit an der FU Berlin, Professur 2004 an der Hochschule Magdeburg-Stendal, seit Oktober 2006 an der Universität zu Köln. Sie ist mit dem Akustiker Prof. Dr. Wolfgang Ahnert verheiratet und hat mit ihm zwei Kinder.
Dr. ]oachim Bensel: Verhaltensbiologe, Mitbegründer des interdisziplinären Forschungsinstituts FVM, das die kindliche Verhaltensentwicklung untersucht und gewonnenes Wissen in Form von Gutachten, Fortbildungen, Medieninformationen und Publikationen Fachkräften und Eltern zur Verfügung stellt (www.verhaltensbiologie.com). Zuletzt erschienen (gem. mit Dr. Gabriele Haug-Schnabel): »Kinder unter 3 - Bildung, Erziehung und Betreuung von Kleinstkindern«.
PD Dr. habil. Martin Dornes: Soziologe, Entwicklungspsychologe und Gruppenanalytiker. Nach langjährigen klinischen Tätigkeiten in Psychiatrie, Psychosomatik, Sexualmedizin und Medizinischer Psychologie sowie Lehrtätigkeit als Privatdozent für Psychoanalytische Psychologie ist er derzeit Mitglied im Leitungsgremium des Instituts für Sozialforschung in Frankfurt/M. Zuletzt erschienen: »Die Seele des Kindes. Entstehung und Entwicklung (Fischer 2006).
Sigrid Ebert: Diplom-Psychologin, Organisationsentwicklerin, war bis 2004 Leiterin der Abteilung Aus- und Weiterbildung des Pestalozzi-Fröbel-Hauses, Berlin. Als Vorsitzende des Pestalozzi-Fröbel- Verbandes war sie Mitglied des Fachausschusses »Aus-, Fort- und Weiterbildung« der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe (AGJ) und des Bundesjugendkuratoriums. Derzeit engagiert sie sich für das Projekt »Pik - Profis in Kitas« der Robert Bosch Stiftung. Zuletzt erschienen: »Erzieherin - ein Beruf im Spannungsfeld von Gesellschaft und Politik« (Herder 2006).
Maike Gappa: Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik), arbeitete 2003 bis 2006 in der PädQUIS gGmbH (FU Berlin - Prof. Dr. W. Tietze) für die vom BMFSFJ geförderte »Nationale Qualitätsinitiative im System der Tageseinrichtungen für Kinder (NQI)«. Anschließend koordinierte sie an der Universität zu Köln (Prof. Dr. L. Ahnert) das Projekt »Geschlechtsspezifische Sozialbeziehungen als Determinanten früher Bildungsprozesse«. Aktuell bereitet sie sich freudig auf die Geburt ihres ersten Kindes vor.
PD Dr. Gabriete Haug-Schnabel: Verhaltensbiologin, Leiterin der Forschungsgruppe Verhaltensbiologie des Menschen (FVM, Kandern, www.verhaltensbiologie.com), Lehrbeauftragte an der Universität Freiburg. Konzeption und Durchführung mehrerer interdisziplinärer Forschungsprojekte zur Verhaltensentwicklung von Kindern und Jugendlichen. Seit 20 Jahren Spezialberatung für Eltern mit Fragen zur Entwicklung und Erziehung ihrer Kinder. Zuletzt erschienen (gem. mit Sohn Nikolas Schnabel): »Pubertät -Elternverantwortung und Elternglück« (Oberstebrink 2008).
Dr. Eva Hédervári-Heller: geb. 1951 in Ungarn, verheiratet, ein Sohn, Lehrerin, Diplom-Pädagogin, analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin. Veröffentlichungen, Vorträge und Seminare über die Bindungstheorie und deren Anwendung, Tagesbetreuung und Fremdbetreuung von Kleinkindern sowie über Theorie und Praxis der »Eltern-Säuglings/Kleinkind-Beratung/Therapie«. Tätig in eigener Praxis und Supervisorin für Gruppen und für Einzelpersonen mit psychodynamischem Schwerpunkt. Vorstandsmitglied bei der Deutschen Liga für das Kind.
Dr. ]örg Maywald: verheiratet, zwei Töchter, ein Sohn, Soziologe, Mitbegründer des Berliner Kinderschutz-Zentrums und viele Jahre in der Jugendhilfe und im Jugendgesundheitsbereich tätig. Geschäftsführer der Deutschen Liga für das Kind, Sprecher der National Coalition für die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland, verantwortlich für die Zeitschrift »frühe Kindheit« und Autor zahlreicher Fachbeiträge; Bücher u. a.: »Zwischen Trauma und Chance. Trennungen von Kindern im Familienkonflikt«, Lambertus 1997 (Taschenbuch 2001), »Familien haben Zukunft« (Hg. mit B. Schön und B. Gottwald), rororo 60958.
Kornelia Schneider: wissenschaftliche Referentin am Deutschen Jugendinstitut (Abteilung Kinder/Kinderbetreuung), Universitätsausbildung: Lehramt für Volks- und Realschulen (1. und 2. Staatsexamen) sowie Sozialpädagogisches Zusatzstudium, Arbeitsschwerpunkte in Entwicklungs- und Forschungsprojekten: Lernen und Bildung in der frühen Kindheit, Konflikte unter Kindern, Zusammenhang von Bau-/Raumkonzeptionen und pädagogischen Konzeptionen. Zuletzt erschienen: Qualitätskriterien zur Förderung sozialer und kognitiver Kompetenz von Kindern unter 3 Jahren. www.beta-diakonie.de/cms/041112_Schneider.pdf (2004)
Bernhard Schön M. A.: gelernter Redakteur und studierter Erziehungswissenschaftler, war Bildungsreferent beim Hess. Jugendring, wiss. Referent beim DJI, Fachzeitschriftenredakteur und Verlagsgeschäftsführer. Seit 20 Jahren freier Lektor, u. a. Herausgeber der Reihe »Mit Kindern leben« (rororo), Autor von Sachbüchern für Kinder und Erwachsene. Im Herbst 2008 erscheint von ihm im Beltz Verlag gemeinsam mit Margarita Klein und Marion Stüwe: »Das BabyBuch - der große Ratgeber für Schwangerschaft, Geburt und erstes Lebensjahr« (Beltz 2008). Er ist verheiratet, hat einen Sohn und eine Enkelin.
Prof. Dr. Susanne Viernickel: Diplom-Pädagogin, Professorin an der Alice Salomon Hochschule Berlin; verheiratet, zwei Söhne. Langjährige Erfahrungen in Hochschullehre, Forschung und Fortbildung mit den Schwerpunkten Bildung und Entwicklung im frühen Kindesalter, Qualitätsmanagement und Qualitätsentwicklung in Kindertageseinrichtungen sowie Beobachtung und Dokumentation früher Bildungsprozesse. Vorstandsmitglied der Deutschen Liga für das Kind und der Kommission Pädagogik der frühen Kindheit in der DGfE. Zuletzt erschienen: (gem. mit Petra Voelkel): »Beobachten und Dokumentieren im pädagogischen Alltag« (Herder 2005).
Prof Dr. Wiebke Wüstenberg: Diplom-Pädagogin, Professorin an der Fachhochschule Frankfurt/M. (i. R.), Ausbildung in systemischer Therapie und Beratung, Arbeitsschwerpunkte in Lehre und Forschung: Frühe Kindheit und Kinderschutz. Wissenschaftliche Begleitung des Projekts »Öffnung der Kindergartengruppe für Kinder ab einem Jahr«. Zuletzt erschienen: (gem. mit Ilka Riemann) »Öffnung der Kindergartengruppe für Kinder ab einem Jahr - ausgewählte Ergebnisse einer empirischen Studie« (2006).
www.kindergartenpaedagogik.de/1528. pdf.

Inhaltsverzeichnis:
Einführung der Herausgeber
1.
Jörg Maywald: Krippenerziehung in Deutschland - eine Bestandsaufnahme
2. Elterliche Berufstätigkeit und kindliche Entwicklung
Martin Dornes: Mütterliche Berufstätigkeit und kindliche Entwicklung
Eva Hédervári-Heller: Die Bindungstheorie
Lieselotte Ahnert, Maike Gappa: Entwicklungsbegleitung in gemeinsamer Erziehungsverantwortung
3. Alltag in der Krippe
Eva Hédervári-Heller: Eingewöhnung des Kindes in die Krippe
Joachim Bensel, Gabriele Haug-Schnabel: Alltag, Bildung und Förderung in der Krippe
4. So können Krippen sein
Wiebke Wüstenberg, Kornelia Schneider: Vielfalt und Qualität - Aufwachsen von Säuglingen und Klein(st)kindern in Gruppen
Sigrid Ebert: Krippenerziehung als Profession - Anforderungen an ein modernes Berufskonzept
Susanne Viernickel: Was ist gute Krippenqualität und wie ist sie zu messen?
5. Jörg Maywald: Resümee: Wie frühe Betreuung gelingt

Die Darstellung und kritische Würdigung der einzelnen Beiträge ist im Rahmen dieser Rezension nicht möglich, stattdessen zitieren wir aus Maywalds Resümee-Kapitel:
»Ob ein Kind in eine Krippe “passt“, hängt von zahlreichen Faktoren ab. Entwicklungsstand und Temperament des Kindes spielen ebenso eine Rolle wie biografische Erfahrungen, Vorstellungen und Wünsche der Mutter und des Vaters. Hinzu kommen örtliche Lage, Ausstattung und Qualität der Krippe sowie Offenheit und Feinfühligkeit der Erzieherinnen und der Leitung. Inwieweit negative Faktoren an Bedeutung verlieren oder positive in einem ungünstigeren Licht erscheinen, hängt nicht zuletzt vom Verlauf des Kontaktes ab, der von vielen Unwägbarkelten geprägt ist. Objektive Qualitätsmerkmale können und sollten den Eltern bei ihrer Entscheidung für oder gegen eine Krippe eine Hilfestellung sein. Ob jedoch eine bestimmte Krippe für ein bestimmtes Kind die richtige ist, kann allein anhand von Checklisten nicht entschieden werden. Da es um eine individuelle und nicht standardisierbare Passung geht, spielen intuitives “Bauchgefühl“ und ein gesunder Menschenverstand bei der Gesamtbewertung und Entscheidung eine unverzichtbare Rolle.
     Obwohl es dringend notwendig wäre, stehen wissenschaftlich fundierte, von der Fachpraxis anerkannte und zugleich politisch abgesicherte Qualitätsstandards bis heute in Deutschland nicht zur Verfügung. Im Umkehrschluss heißt dies jedoch nicht, dass zur Qualität von Krippen keine Aussagen getroffen werden können. Die folgenden Ausführungen versuchen, den Stand fachlicher Erkenntnisse in Bezug auf wichtige Qualitätsmerkmale darzustellen. Die Zusammenstellung bezieht die Aussagen sämtlicher Autor(inn)en in diesem Buch ein, darüber hinaus die Qualitätsbereiche der von Tietze u. a. für deutsche Verhältnisse adaptierten Krippen-Skala (Infant Toddler Environment Rating Scale), Empfehlungen des Kinderbetreuungsnetzes der Europäischen Union und der Bertelsmann-Stiftung (www.kinder-frueher-foerdern.de), Standards der US-amerikanischen National Association for the Education of Young Children (NAEYC) sowie Vorschläge des Bindungsforschers Richard Bowlby.« (S.209/210)

Im folgenden benennt und erläutert Maywald folgende Gesichtspunkte für die Beurteilung von Krippen:

  • Schriftliches Konzept
  • Gruppengröße und -zusammensetzung
  • Erzieherinnen-Kind-Schlüssel
  • Aus- und Fortbildung der Erzieherinnen
  • Eingewöhnung des Kindes
  • Kontinuität der Erzieherinnen
  • Räume und Materialangebot
  • Feinfühligkeit der Erzieherinnen
  • Struktur und Aktivitäten der pädagogischen Arbeit
  • Verfügungszeiten
  • Erziehungs- und Bildungspartnerschaft
  • Gemeinwesenbezug

Bilanzierende Bewertung: Der vorliegende Sammelband bietet eine Reihe wohltuend sachlicher Beiträge zu einem Thema, das sonst überwiegend in ideologisch und dogmatisch bestimmten Debatten diskutiert wird. Hier findet der Leser die wichtigsten Erkenntnisse aus Forschung und Praxis über Chancen und Risiken der Krippenerziehung in gut lesbarer Form, sowohl für Fachleute als auch für betroffene Eltern. Ein solcher Ratgeber ist sehr zu begrüßen, weil die Resultate der entwicklungspsycholo- gischen Forschung ergeben haben, dass es auf die Qualität der einzelnen Krippe ankommt, ob sie die Entwicklung der Kinder mehr befördert oder behindert.

Kurt Eberhard  (Juni 2008)

 

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